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1. Wie unsere Wahrnehmung täuscht 10%

1.1 Wie unsere Wahrnehmung täuscht

Bilder lügen nicht! Stimmt das?

Du siehst jetzt vier Bildbeispiele.

Ihre Botschaft lautet: Manchmal täuschen wir uns selbst – und manchmal werden wir getäuscht.

Anschließend behandeln wir die fünf Arten „falscher Bilder“.

Der Reiz des Visuellen

Zur Einführung: Bilder sind manchmal irreführend. Und unsere Wahrnehmung ist keineswegs unbestechlich. Obwohl wir das Bild vor Augen haben, können wir uns täuschen. Woher kommt das?  Reden wir also einleitend über optische Täuschungen, Illusionen und falsche Wahrnehmung.

Optische Täuschungen sind ein Thema der Wahrnehmungspsychologie. Man unterscheidet verschiedene Arten der Täuschung. Die bekanntesten sind: perspektivische Täuschung, Farbtäuschung, geometrische Täuschung und optische Illusionen.  Im 19. Jahrhundert entdeckte der Astrophysiker Karl Friedrich Zöllner (1834-1882), dass wir parallele Linien als krumm und gleich lange Linien als unterschiedlich lang wahrnehmen, wenn sie schräg gekreuzt werden oder gegensätzliche Pfeilspitzen tragen: die sog. Zöllner-Täuschung. Ähnlich die Entdeckung des Psychologen Hermann Ebbinghaus (1850–1909): die Ebbinghaus-Illusion (die beiden dunklen Kreise in der Mitte der hellen haben den selben Durchmesser). Sie gelten seither als Belege für diese visuelle Wahrnehmungstäuschung. (Das Beispiel „Straßenwinkel“ zeigen wir auf der Folie 1.2).

 


Auch Fotos, die anscheinend die Realität abbilden, werden mitunter „falsch“ wahrgenom-men, d.h. sie werden im Gehirn mit gespeicherten Bildfragmenten vermischt.

Für unser Thema „Bildinformation“ ist eine spezielle Art der Wahrnehmungstäuschung be-deutsam: Wir sehen etwas Bestimmtes, das aber in dieser Eindeutigkeit gar nicht existiert (siehe folgende Folie „Kippfigur“). Diese optische Irritation beruht darauf, dass ein Bild bzw. dessen Wahrnehmung zu wenig Informationen liefert, um das Bild „eindeutig“ zu identifi-zieren. Im Gehirn wird das betrachtete Bild mit Hilfe hinzu gedachter Elemente ergänzt oder vervollständigt. „Warum wir nur sehen, was wir kennen“, nannte der Bayerische Rundfunk eine Sendung über visuelle Irrtümer und optische Täuschungen.

Aufgrund ihrer visuellen Erfahrungen ( Schemata) erkennen die Menschen auf Bildern, ob ihnen der Gegenstand bekannt ist, ob er ihnen zusagt, ob die Person sympathisch oder die Gegend interessant ist. Schemata sind über das Gedächtnis aktivierte Muster; sie verleihen den wahrgenommenen Bildern auch Bedeutungen und prägen Bildinterpretationen (wie zum Beispiel: Lust, Angst, Neugier). Diese Bildtäuschungen – optische Irrtümer, falsche Perspektive und Wahrnehmungstäuschung – gibt es auch beim Betrachten bewegter Bilder (Filme, Videos, GIFs usw.). Gesteigert werden diese Täuschungen noch durch den 3-D-Effekt: Man sieht dreidimensional einen Gegenstand, den es so gar nicht gibt. Ein eindrückliches Beispiel zeigt dieses Video: Ein Zeichner erzeugt hier mit einem Bleistift und einem Blatt Papier den Eindruck, das Wasserglas stünde auf dem Tisch und könne angefasst werden. 

Bildwirkung: Weil Bilder den Betrachter unmittelbar ansprechen, erzielen sie eine deutlich größere emotionale Wirkung als Nachrichtentexte. Sprachliche Informationen sind im Vergleich „kalt“ (rational); sie werden zudem in anderen Regionen des Großhirns verarbeitet als wahrgenommene Bilder.  Dieser Effekt ist bei bewegten Bildern (Filme, Video) noch deutlich ausgeprägter. 

Mit dem Internet und den digitalisierten Medien ist die Produktion bewegter Bilder relativ einfach und kostengünstig geworden. Dasselbe gilt für die Bearbeitung von Bildern. Jedes Smartphone verfügt heute über eine die Aufnahmen „optimierende“ Software. Dank digitaler Bildbearbeitung können Fotos und Videos so verändert werden, dass die Bildwirkung möglichst groß und die Bildfälschung kaum erkennbar ist. 

Gegenüber den analogen Zeiten bieten die digitalen Onlinemedien ein Vielfaches an Bild- und Videonachrichten. Vor allem Jugendlichen und jungen Erwachsenen gefällt dies: Sie nutzen mit Vorliebe etwa auf Instagram, YouTube und TikTok kleine Bildergeschichten. Diese erzielen oft größere Reichweiten als textbasierte Inhalte auf den Plattformen (Facebook) und in den Lesemedien (wie: EPaper).

Weiterführende Publikationen zum Thema Wahrnehmungstäuschung:

Ein anschaulich gemachtes Video über Sinnestäuschungen findet sich hier: https://www.blickcheck.de/auge/funktion/optische-taeuschungen/ 
(Betreiber dieser Webseite ist Optik Klüttermann Verwaltungs GmbH, Weidestraße 118a, 22083 Hamburg)

Zahlreiche kleine Lernvideos zum Thema finden sich unter: https://simpleclub.com/ 
Hier ein informatives Beispiel: „Könnt ihr euren Augen trauen?“  unter: https://app.simpleclub.com/topic/wgrCqI0IagpkkKdaDHAO_8OnRK5j4tNDBukZw81NV

Über den Zusammenhang von Bildwahrnehmung und Stereotype:
Martina Thiele: Medien und Steretype. Konturen eines Forschungsfeldes. transcript Verlag Bielefeld 2015 

Über die biologischen Determinanten des Auges: Andreas Berke: Biologie des Auges.: WVAO Bibliothek Bd. 10, Mainz 1999

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